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Zum Gesundheits-Gourmet werden

Die Autorin, Dr.med. Susanne Bihlmaier ist Ärztin für Naturheilverfahren und Chinesische Medizin, Fachautorin, Dozentin und begeisterte Hobbyköchin. In ihrem neuen Buch „Tomatenrot + Drachengrün“ hat sie ihre Erfahrungen, das Beste aus Ost und West sozusagen, mit vielen Rezepten, spannenden Interviews und wichtigen theoretischen Informationen zusammengestellt. Im Küchenblock erzählt sie, warum Sie ihren Patienten hin und wieder eine selbst gekochte Kostprobe mitgibt, welche persönlichen Erfahrungen sie mit gesunder Ernährung gesammelt hat und warum auch kleine Sünden wichtig sind.

 

Hädecke Verlag: Sie sind eine Ärztin, die ihren Patienten bei der Ernährungsberatung Kochrezepte mitgibt oder sogar auch einmal eine selbst gekochte Kostprobe. Das ist mehr als ungewöhnlich. Wie kamen Sie dazu?

Dr. Bihlmaier: Als gelernte Krankenschwester finanzierte ich mein Medizinstudium mit Nachtwachen, oft auf der Krebsstation. Dabei wurde ich wiederholt von Patienten gefragt: „Gibt es etwas Zusätzliches, was wir noch tun können?“ Diese Frage erschütterte mein Weltbild als überzeugte Medizinstudentin. Wieso fragten die Menschen nach „mehr“? Ist die Schulmedizin nicht gut genug?

Hädecke Verlag: Und wie brachte Sie das zur Ernährung?

Dr. Bihlmaier: Ich wurde neugierig und ging schließlich auf die Suche nach diesem „Mehr“. Ich begann ab dem zweiten Semester, parallel auf eigene Kosten die Naturheilkunde zu erlernen. Dabei stieß ich immer häufiger auf Berichte über die Kraft der Ernährung.

Hädecke Verlag: Sie praktizieren westliche Naturheilkunde und Chinesische Medizin. Wonach richten sich dann Ihre Ernährungsempfehlungen?

Dr. Bihlmaier: Nach beidem. Denn westliche Ernährungswissenschaft und östliche Ernährungsweisheit ergänzen sich ganz wundervoll.

Susanne Bihlmaier in ihrer Küche

Dr. med. Susanne Bihlmaier in ihrer Küche

 

Hädecke Verlag: Häufig wird behauptet, Ernährung allein sei nicht ausreichend. Was halten Sie in diesem Zusammenhang von Vitamintabletten?

Dr. Bihlmaier: Meiner Erfahrung nach basieren alle Erkenntnisse bezüglich längerem und gesünderem Leben auf natürlichem Essen, nicht auf Vitaminpillen. Beispiele dafür sind das Grüntee-trinken in Asien, der Gewürzkakao aus Südamerika, Kurkuma in den Currygerichten Indiens oder aktuell sogar Tomaten und Senf. Genau das will ich aufzeigen: Gesundheitspower gibts in jeder guten Tomatensauce und in frisch zubereiteten Gerichten nach einfachsten Rezepten. Und das viel schmackhafter als in Vitaminpillen!

Hädecke Verlag: Nun sind Vitaminpillen aber oft bequemer. Wie bewegen Sie Ihre Patienten zu gesünderem Essen?

Dr. Bihlmaier: Ich versuche, zu begeistern. Schmeckt es gut und tut es gut, dann funktioniert gesunde Ernährung wie von alleine.

Hädecke Verlag: Und wie halten Sie es selbst mit der Ernährung?

Dr. Bihlmaier: Ich versuche vorzuleben, was ich empfehle.

Hädecke Verlag: Gar keine kleinen „Sünden“?

Dr. Bihlmaier (lacht): Aber klar, das ist doch menschlich! Der Begriff des „Gesundheits-Gourmets“ trifft genau, was ich meine. Oder, wie sich z.B. die Verantwortliche für den Gesundheitsbereich der Volkshochschule Reutlingen, Petra Starke, in einer Wortschöpfung selbst bezeichnet: Ich lebe und lehre wie eine „Ernährungsvollwertbiogenusstante“.

Hädecke Verlag: Können Sie uns ein praktisches Beispiel dafür geben?

Dr. Bihlmaier: Ja, mein Frühstück. Werktags tanke ich gesundheitsaktive Kraft aus einem leckeren Müsli. Sonntags gönne ich mir eine Weißmehl-Brezel, dick bestrichen mit guter Biobutter. Ein noch besseres Beispiel: Schokolade. Aufgrund der Forschungsergebnisse, dass Milch in Schokolade die gesundheitsfördernden Wirkungen des Kakaos zunichte macht, hatte ich versuchsweise auf dunkle Schokolade umgestellt.

Hädecke Verlag: Und was kam heraus bei diesem Selbstversuch?

Dr. Bihlmaier: Milchschokolade ist mir mittlerweile viel zu süß, zu „klebrig“. Damit wurde mir im Eigenversuch klar, dass Vieles einfach nur Gewohnheit ist. Und ich habe dabei erkannt, wie sehr Qualität und Geschmack zusammenhängen. Billigschokolade ist meist nur „schwarz und sandig“, wie der Chocolatier Eberhard Schell so treffend formuliert. Höherwertige Zutaten und bessere Verarbeitung hingegen sind „schmeckbar“ köstlicher.

Hädecke Verlag: Gute Qualität schlägt sich immer aber auch im Preis nieder. Ein Gesundheits-Gourmet lebt ja nicht ganz so billig, oder?

Dr. Bihlmaier: Was heißt billig? Ich nenne es preis-wert im eigentlichen Wortsinn. Bei guter Schokolade bekomme ich einfach mehr Leistung fürs Geld, mehr „echten“ Geschmack und auch noch mehr gesundheitsaktive Polyphenole und sogenannte Glücklichmacher. Übrigens kann man von der kräftigen vollaromatischen dunklen Schokolade auch nur ein Rippchen essen und dies umso genussvoller, wenn es nicht gekaut, sondern gelutscht wird. Dann hat man auch mehr und länger davon und benötigt nicht so viel.

Hädecke Verlag: Ihr Fazit wäre also der bewusste Genuss?

Dr. Bihlmaier: Ja, genau: Gesundheit tanken beim Genießen!

Wie der Kaiser in China

 
Das „Tomatenrot“ in unserem Buchtitel steht für die westliche Ernährungswissenschaft, die z.B. das antikrebs-aktive Tomatenlykopin oder die Polyphenole des Grüntees untersucht hat. „Drachengrün“ ist der Hinweis auf die jahrtausendealte Beobachtungserfahrung der Chinesischen Medizin, die inhaltlich zum gleichen Ergebnis kommt, z.B. beim „Jungbrunnen“ Grüntee. Das Schöne ist, dass sich beide Medizinwelten wirkungsvoll ergänzen. Während die westliche Wissenschaft in einzelnen, chemisch definierten Inhaltsstoffen denkt, sieht die Traditionell Chinesische Medizin (TCM) die Gesamtwirkung von Speisen und umschreibt individuelle Ernährungstipps mit einem Bild: „Ernährung soll sitzen wie ein guter Anzug – maßgeschneidert.“ Es ist beeindruckend, wie die Ärzte des alten China „gutes Essen“ erklären. Die TCM sieht die Verschiedenheit der Menschen, die Verschiedenheit der Verdauungskraft und des Gesundheitszustandes. Welch ein befreiendes Gegengewicht z.B. zu einer radikalen Rohkost-Diät, zu einem Sonntagsbraten-Verbot, zu schlechtem Gewissen bei jeder Weißmehlbrezel oder beim heimlichen Gummibärchen!
Die Ernährung steht in der Traditionell Chinesischen Medizin an erster Stelle ärztlichen Wirkens und hat damit noch einen höheren Stellenwert als Heilkräuter und Akupunktur. Die TCM erstellt für jeden Menschen wohlschmeckende, ausgewogene und bekömmliche Ernährungs-Empfehlungen, bei Bedarf auch je nach Krankheitssymptom. Ziel ist es einerseits, „Schlacken eines schlecht brennenden Ofens“ abzubauen, andererseits Vitalität und Gesundheit aufzubauen. Dafür benützt die TCM leicht verständliche Beurteilungen von Nahrungsmitteln und deren Wirkungen.

 

Tomatenrot + DrachengrünDr.med. Susanne Bihlmaier
Tomatenrot + Drachengrün: 3 x täglich
Das Beste aus Ost und West – antikrebs-aktiv und abwehrstark
ISBN 978-3-7750-0630-9
1. Auflage, Klappenbroschur, 288 Seiten, 236 Farbfotos
19,90 € (D), 26,00 Fr. (CH), 20,50 € (A)

 

 

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