Es gibt nix besseres als frische, warme Fasnetsküchle! Und dann am besten noch vom Küchenprofi gebacken. Die Obergenusshexe aus dem Gasthaus „Unser Lamm“ stand mir gestern auf Instagram Rede und Antwort zum traditionellen Schmalzgebäck. Das Rezept dazu gibt’s heute hier.
Ein kleines kulinarisches Narrensprüngle konntet ihr gestern auf dem Hädecke-Instagram-Kanal mitverfolgen. Neben allerlei Leckereien, die größtenteils aus dem Backofen kamen, hat Schmeck-den-Süden-Gastronom Georg „Schorsch“ Barta live Fasnetsküchle zubereitet und viel Interessantes über dieses traditionelle Gebäck und seine nahen Verwandten berichtet. Zwei weitere Gäste konnten wir auch begrüßen: Siebenerrat Tobias Reim von der Weil der Städter Narrenzunft AHA und ein alter Bekannten aus der Küche im „Unser Lamm“: Eberhard Braun, den ihr als Koch im Süden sicher vom SWR1 Pfännle oder Küchenkäpsele kennt.
Drehtag unter Corona-Bedingungen
Bereist im November haben wir uns in der Küche im Gasthaus von Schorsch und seiner Frau Petra getroffen, um eine Weihnachtsgans live vorzubereiten. Dieses Mal haben wir uns im Vorfeld noch intensiver abgestimmt, damit wir auch zu jedem Zeitpunkt die entsprechenden Hygienevorschriften noch besser einhalten konnten. Also maximal zu zweit in der Küche, nur der Interviewte ohne Maske, FFP2-Masken, ausreichende Lüftung usw. Das muss man natürlich besser vorbereiten, klappte aber wirklich gut. Trotzdem merkt man dann in einem solch kleinen Rahmen, welch Aufwand das zum Beispiel bei Filmproduktionen bedeutet. Einziger Schwachpunkt an diesem Tag war eher das schwächelnde Netz. Das ist zwischendurch ein wenig…nervig, aber damit muss man halt leben. Wir freuen uns auf alle Fälle auf den Ausbau des Glasfasernetzes ;)
Brezel, Horaffe und Küchle
Schorsch hat sich davon aber nicht aus der Ruhe bringen lassen und Einblicke in die Historie des Fasnetsgebäcks gegeben. Wie zum Beispiel die Nonennfürzle (vermutlich) entstanden sind, oder welche Rolle das Brezel- oder Schmalzgebäck an sich während der närrischen Zeit spielt. Seine Frau Petra hat im Hintergrund auch kräftig gewerkelt und neben einer riesigen, toll geflochtenen Festtagsbrezel u.a. die bekannten »Horaffe« gebacken. Sie stammen aus Crailsheim und werden dort am Fasnachtssonntag verteilt.
Kultur & Küche
Warum das Fasnetsküchle untrennbar mit der Weiler Fasnet verbunden ist, schildert mir Tobias Reim auf die Frage nach dem Ursprung wie folgt:
»Im 15. Jahrhundert hat sich [urkundlich erwähnt], das erste Mal der Pfarrer darüber beschwert, dass die Fasnetsküchle, die er spenden musste, zu teuer geworden waren. Das deutet zumindest darauf hin, dass es sowas wie eine Fasnet, vielleicht nicht so organisiert wie heute, im weitesten Sinne bereits gegeben haben muss.«
Überhaupt kommt die Tradition und Kultur an diesem Tag auch nicht zu kurz. Denn tatsächlich sind die meisten Feste auch stark verbunden mit einer entsprechenden Spezialität oder dem passenden Essen. Und nicht zu vergessen: dem passenden Dialekt. Aber Brauchtumspflege ohne Dialekt wär halt au bloß halb so schee. (Der Wunsch nach Untertiteln ist natürlich berechtigt. Ich werde versuchen, in dem ein oder anderen Folgebeitrag, zumindest die Inhalte in Schriftform an euch weiterzugeben).
Im weiteren Verlauf weiß Schorsch außerdem zu berichten, dass es in seiner Familie z.B. Usus war, dass während der närrischen Tage ein Szegediner Gulasch auf dem Herd stand. Hier konnte sich jede und jeder u.v.a. jederzeit einen Schöpfer nehmen. Und natürlich wurden auch jede Menge Fasnetsküchle in der Küche produziert. Rund um die närrischen Tage, z.B. vor dem Start des Fasnets-Umzugs, gab es traditionell Hefezopf »bei dr Toni«, mit oder ohne Gsälz (Marmelade), mit Nussfüllung oder ohne oder als sogenannte Krawatte. In Weil der Stadt gibt es auch einen traditionellen Kuchen, dem wir uns kommende Woche widmen werden. Der Spicklingskuchen, zubereitet von einer Narrengruppe, die auch nach diesem Gebäck benannt sind, die Spicklingsweiber, ist eine Art Apfelkuchen. Einfach kommenden Dienstag wieder auf Instagram einschalten (oder vorher schon hier – obacht – spickeln)!
Fasnetsküchle-Rezept
Das folgende Rezept stammt aus dem Kiehnle Kochbuch und wurde von Georgs Oma auch bereits so ähnlich verwendet. Er verzichtet aber ganz bewusst auf die hier im Rezept verwendete Zitronenschale. Ihr könnt sie also auch weglassen, falls ihr das geschmacklich eher überflüssig findet ;)
Fasnetsküchle
Zutaten
- 500 g Mehl Type 405
- 20 g Frischhefe
- ca. 250 ml Milch, lauwarm
- 2 Eier
- 70 g Butter, flüssig
- 50 g Zucker
- 1 Prise Salz
- ¼ Bio-Zitrone, abgeriebene Schale (nach Geschmack)
Zum Bestreuen
- feiner Zucker
- Zimt
Zum Ausbacken
- hoch erhitzbares Öl oder Kokosfett
Anleitungen
- Alle Zutaten auf Zimmertemperatur bringen bzw. leicht erwärmen.
- Das Mehl in eine Schüssel geben, in die Mitte eine Mulde bringen und die Hefe mit etwas Mehl, etwas Zucker und etwas Milch zu einem Vorteig anrühren. Etwa 10 Minuten gehen lassen.
- Übrige Zutaten hinzufügen und den Teig so lange schlagen, bis er Blasen wirft. Zum Schluss evtl. noch mit der Hand kneten.
- Abgedeckt etwa 1 Stunde an einem zugfreien, warmen Ort gehen lassen, bis sich das Volumen etwa verdoppelt hat. (alternativ kann man ihn auch gekühlt über Nacht gehen lassen, die Schüssel sollte groß genug sein)
- Auf einem bemehlten Backbrett etwa fingerdick (nicht zu dünn) auswellen und kleine schräge Vierecke abrädeln.
- Nach kurzer Ruhezeit mit einer Gabel einstechen und schwimmend im heiße Fett (140–150 °C) hellgelb backen. Auf Küchenkrepp entfetten, warm nur in Zucker oder in Zucker und Zimt wälzen.
Viel Spaß beim Ausprobieren und lasst es euch schmecken!
Jule ist Autorin dieses Artikels, sie ist Co-Verlegerin im Hädecke Verlag.