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Unterwegs auf der Frankfurter Buchmesse #fbm14 :: Tag 5

Super hatten wir schon. Nennen wir es „Sensationellen Sackkarrensonntag“. Jule über ihren Messealltag auf der Frankfurter Buchmesse.

Wenn Zombies scheu nach veganer Küche fragen
Wenn Menschen Rollköfferchen rollen und schwere große Tüten tragen
Wenn Elfen in Grillbüchern blättern und es einfach keine Rabatte gibt
Wenn Kinder alles mitnehmen wollen und der Knilch fast unter dem Drehständer liegt
Wenn in einer Ecke die Masse wieder brüllt und kreischt und schreit
und sich vermutlich über Autogramme oder tolle Giveaways freut
Wenn Ringe unter Augen mehr erzählen als jeder Roman im Regal
Wenn Füße schmerzen vom Tanzen und Stehen, ist auch wurschtegal
ja dann, ja dann, ja dann
ist Buchmessesonntag.

6:30 Uhr: Wer am Abend vorher nicht packt, muss das zwangsläufig morgens tun. Und ich nehme es mir jedes Jahr aufs Neue vor.

8:32 Uhr: Pack- und Stapeltalent ist gefragt: Möglichst viel und möglichst stabil die wichtigsten Dinge zum (Wasser) und vom (Rum) Messestand auf der Notizanmichkommendesjahrbrauchenwireineneue-Sackkarre zu transportieren.

8:43 Uhr: Finnland gibt sich Mühe, die Messe nordisch zu verabschieden. Endlich mal wieder Nebel in Frankfurt, ich hatte es schon vermisst. Wollte ich nicht noch in die Finnland-Halle?

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9:28 Uhr: Wer die Freundlichkeit der Messebesucher und Aussteller testen möchte, dem empfehle ich eine Tour durch Halle 3 mit voll beladener Sackkarre und das Passieren von mindestens 4 Türen Mein Schnelltest lieferte ein unausgewogenes Verhältnis: von insgesamt 16 zu passierenden Türen (2x zum Auto und zurück) wurden mir heute zwei aufgehalten, beides Mal von Besuchern. Einmal hielt ich die Tür samt Sackkarre für eine Kollegin auf, die das offenbar doof fand oder so verdutzt war, dass es ihr die Sprache verschlug. Das Wort was sie suchte war vermutlich „Danke.“

9:41 Uhr: Dieses Rollgeräusch, dass die Sackkarre auf dem Messegeländepflaster macht ist eines meiner Lieblinsggeräusche in Frankfurt.

9:52 Uhr: Der Besucherstrom erreicht langsam Gang E. Neben mir sind noch einige weitere Sackkarrenbesitzer unterwegs, die ersten Paletten stehen in den Gängen im Weg rum. Die ersten Systemstände sind verwaist.

10 Uhr: Das Mittelalter wird zum Glück bei Kollegen sehr geschätzt. Begebe mich auf kurzen Beutezug. Und ich war immer noch nicht in der Finnland-Halle.

10:20 Uhr: Meine schönsten Messemitbringsel kommen in diesem Jahr von mixtvision. Ich habe mich in die Pusteblume verliebt. Ihr macht tolle Bücher!

11 Uhr: Dank großzügiger Beschilderung am Stand dieses Jahr deutlich seltener Rückfragen nach reduzierten Preisen. Aber gewohnt häufig Fragen wie: „Können Sie mir sagen wo ich den Verlag XY finde?“, „Kann man hier nicht mit Karte zahlen?“, „Kann ich das mitnehmen?“ oder „Haben Sie eine Tasche für mich?“. Wollten wir letztes Jahr nicht für dieses Jahr T-Shirts bedrucken lassen?

12 Uhr: Der erste Messehunger setzt ein und es wird ungefragt in unsere Standverpflegung gegriffen.

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13 Uhr: Holger Ehling schneit vorbei und bekommt ungefragt einen Nachholrum zum Mitnehmen. Außerdem hilft er uns als Standpersonal aus, empfiehlt und hält Bücher. Wir sind begeistert und geben ihm noch ein kleines Mitbringsel mit auf den Weg. Plane ihn schon mal für die Standbesetzung im kommenden Jahr ein ;) Schön, dass es noch geklappt hat ein paar Sätze zu wechseln und viel Vergnügen mit Tapas!

14 Uhr: Ob ich wohl den Blogbeitrag für gestern noch heute schreiben und online setzen kann? Suche mir die ruhigste (hoho) Ecke im Stand und gebe den ersten Versuch nach 5 Minuten auf.

14:20 Uhr: Starte den Versuch erneut.

14:23 Uhr: Versuch abgebrochen.

14:50 Uhr: Starte den Versuch erneut.

14:58 Uhr: Beobachte aus dem Augenwinkel einen sehr jungen Standbesucher, der die Strapazierfähigkeit unserer Drehstühle in Verbindung mit einem unserer großen Textilbanner ausprobiert. Meine Konzentrationsfähigkeit lässt leicht nach.

14:59 Uhr: Beobachte den Nachwuchs, wie er vor unserem Stand in die Knie geht und links von mir die Stabilität unserer Drehsäule testet. Meine Konzentrationsfähigkeit scheint inzwischen unter die Füße der Besucher gekullert zu sein.

15:03 Uhr: Jemand sucht ein Buch über Pasta und ich vergesse, dass wir eines im Programm haben. Konzentrationsschwierigkeiten?

15:06 Uhr: In Halle 3 zwitschern Vögel. Entweder sind die tatsächlich hier oder Kosmos hat die Boxen aufgedreht. Oder höre ich schon Stimmen? Die Sehnsucht nach Natur?

15:08 Uhr: Rasselalarm bei Voggenreiter. Nicht so heftig wie die feindliche Cajonübernahme vor 10 Minuten.

15:09 Uhr: Unser Stand löst sich langsam auf (ohne Fremdeinwirkung). Die Folie an der Drehsäule macht sich ob der stark gestiegenen Raumtemperatur langsam selbständig.

15:12 Uhr: Jemand sucht Essig, vermittle an Ulmer.

15:18 Uhr: Unterbreche den dritten Ichtippeindenlaptop-Versuch aus gutem Grund: Feed me up before you gogo sind komplett da. Neue Bücher werden gerecht zum darin Schmökern aufgeteilt. Toll, dass ihr den Abstecher noch geschafft habt!

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15:45 Uhr: Jetzt werden 99 andere Seiten aufgeschlagen – traditioneller Abschiedstrunk mit dem genialen Fotografen Ansgar Pudenz.

16:20 Uhr (glaube ich, Zeitgefühl verloren): Karin von Food for angels and devils besucht uns und wir plaudern unter anderem über Ur-Dinkel und Sauerteig. Erzähle von meinem Bernd-Unglück (mein Sauerteig, der inzwischen im Brothimmel weilt) und sie gibt mir noch einen tollen Dinkelbrottipp. Danke für den Besuch, die Tipps und viel Vergnügen mit der japanischen Küche! :)

16:59 Uhr: Entdecke die ersten völlig leer gefegten Regale in der Jugendbuchecke.

17 Uhr:: Bei DK gegenüber gibt es ein Abschlusskonzert was mich mit offenem Mund zurücklässt.

17:04 Uhr: Ob die Buchmesse im kommenden Jahr nicht mal einen Rollkoffercontest vor dem Lesezelt anbieten will? Melde mich freiwillig für die Jury zur Bewertung der Kür.

17:13 Uhr: Die kleine Mira möchte bitte aus dem Messeparadies abgeholt werden. Die Kollegen schräg gegenüber bauen schon mal ab.

17:24 Uhr: Gegenüber bauen sich schon die Messebauer für die Kollegen samt Palettenberg auf.

17:25 Uhr: Der Dingdonggong mit abschließendem Messegebrüll: Die Branche jubelt endlich wieder gemeinsam, wenn auch etwas kürzer als vielleicht noch im vergangenen Jahr. In Gang E jodelt irgendjemand. Bis heute habe ich die Lautsprecherdurchsage nur bis zu dem Punkt „Liebe Aussstell…“ gehört. Was passiert eigentlich wenn genau zum selben Zeitpunkt was Wichtiges durchgesagt wird. Und wie heißt eigentlich die Siri der Buchmesse?
Schön, dass du diesen Moment mit uns gefeiert hast, liebe Steffi!

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17:43 Uhr: Die Lichter gehen aus. Zumindest an unserem Stand. Wir haben noch nicht mal ausgetrunken, Herrschaften!

17:51 Uhr: Unser Genusshasi versucht Kisten zu packen. Tja.

17:52 Uhr: Wir nehmen dem Genusshasi das Klebeband ab und packen unser Hab und Gut in Pappkartons. Wie ein kleiner Umzug. Die Kollegen gegenüber können ja wenigstens noch den Spruch mit dem Klavier machen. Hätte gerne das Gesicht von deren Messebauer gesehen.

18:11 Uhr: Die Teppiche werden entfernt. Egal ob da noch Messebesucher drauf laufen oder nicht. Ob das nächstes Jahr vielleicht schon vor 17:30 passiert? Oder lasst die Teppiche doch einfach weg. Geht auch so.

18:27 Uhr: Zwei fesche Waden stellen den Strom ab. Ich hätte mein Handy vorher laden sollen.

19:20 Uhr: Bekommen spontane Unterstützung von der Denise des deutschen Krimis. Die Krimimimi zuppelt unsere Folien mit ab. Das kann sie also auch. Lest euch ihre Interviews von der Buchmesse mit der Crème de la crème der Krimiautoren samt Lieblingsrezepten als Buchmessenachlese unbedingt durch! Danke für Deine Hilfe und Dein Abschiedsbesüchle :)

19:30 Uhr: Meine Schwester steht fluchend in der LKW-Schlange und kann dem Parkpersonal glücklicherweise eindrücklich versichern, dass wir KEINE Lust haben, alles auf P4 zu schleppen, zumal ja die Aufzüge nur für Zwergentransporte zugelassen sind. Vielleicht im kommenden Jahr ein Aufkleber aufs Auto „Ich bin ein kleiner LKW“.

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20:14 Uhr: Kartons voll, alle restlichen Bücher gezählt, Auto beladen.

20:15 Uhr: Der Tatort, über den Morgen alle reden werden, fängt an.

20:29 Uhr: Raus aus Halle 3, der Himmel über Frankfurt weint und ich muss aufpassen, nicht von einem Gabelstapler überrollt zu werden. Dramatische Szenen spielen sich neben mir auf der Hebebühne eines LKW ab. Merke: Paletten immer mit dem gesamten Hubwagen auf die Hebebühne schieben, bevor diese nach oben befördert wird.

20:31 Uhr: Vorbei am Business Club, bei dem noch gefeiert wird. Wollen die nicht nach Hause?

20:32 Uhr: Laufe vollbeladen Frank K. in die Arme, der eine erfolgreiche Messe hatte. Ihm fällt sofort meine neue Frisur auf, meine Messe war also auch erfolgreich. Mache ein Foto von uns mit vier Taschen über den Schultern und einer Kiste im Arm (falls sich jemand fragen sollte, warum ich so komisch gucke).

20:40 Uhr: Ich sitze tatsächlich im Auto. Danke Frankfurt, danke Buchmesse, danke Kollegen, danke Freunde. Es war wieder schön mit euch und ich freue mich auf alles und alle und Indonesien 2015. Und wieder habe ich es nicht in die Gastlandhalle geschafft.

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DANKE! Für die Besuche am Messestand, euer Interesse, eure Hilfe und Unterstützung, dass ihr mitgelesen habt, für eure Ideen, für tolle Kollegen und danke für die außerordentlich vielen freundlichen Momente auf dieser Messe!

„Ich bin Jule von Hädecke. Meine Hashtags sind Genusshasi, Kochbuch und Rock’n’roll.“
(Vorstellung auf dem Foodbloggercamp 2014 ihn Berlin):

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Nachbemerkung zum Messe-Freitag und eine erweiterte Bildunterschrift: Im Vorfeld der Messe wurde ich zum Duell herausgefordert. Die Waffen durfte ich selbst wählen. Leider zückte mein Kontrahent lediglich sein Smartphone während ich deutlich sichtbar im Nieselregen vor dem Lesezelt den „Rain Song“ von Led Zeppelin auf der roten Gibson Double Neck spiele. Außerdem sorgte ich für den Rock – den Roll wollte ich eigentlich meinem Kontrahenten überlassen. Ich betrachte den Fight hiermit für gewonnen, Steffen, und danke für das Bild und den Fisch (hattest Du wirklich 42 Termine?)! Schlägst du für kommendes Jahr ein passendes Nachfolge-Duell vor?

Randbemerkung für den Subunternehmer unseres Messebauers: Wie Sie sehen, können wir bei Hädecke ganz gewaltig rocken.

Schlussbemerkung an alle Leser: Danke für eure Empfehlungen und Kommentare allerorten, ich war völlig baff und gerührt!

autoren-artikel-juleJule ist Autorin dieses Artikels, sie arbeitet hauptsächlich als Designerin beim Hädecke-Verlag.

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