Fragen, Freude, Foodblogger, Freunde, famoses (Fr)Essen und Fierenschleuder. Jule über ihren Messealltag auf der Frankfurter Buchmesse.
6:30 Uhr: Das kann jetzt nicht schon wirklich die ganze Nacht gewesen sein?
8:00 Uhr: Sind auch wirklich alle Kartons im richtigen Auto?
9:00 Uhr: Tatsächlich mal in einer anderen Halle. Und endlich wieder mit dem schnuggeligen Messebus gefahren, bei dem ich mich eben frage, wie lange es dieses Modell eigentlich gibt? Wir steigen aus bei Halle 8. Die mit dem vielen Bunt. Und der Taschenkontrolle am Eingang. Wir besuchen Octopus, V. ist ein wenig spät dran, dafür gibt es ein lustiges Tänzchen zum Tee und wir blättern in möglichen Büchern für 2016 (da soll noch mal jemand sagen, die Branche liefe der Zeit hinterher).
9:44 Uhr: Spontanes Schlumpfienenselfie.
10 Uhr: Wibke ist da, in Begleitung ihres Herrn Büroleiter F. Heute scheint Tanztag zu sein, denn unser Genusshasi hüpft mit ihm über ein wildes Artischockenfeld.
11 Uhr: Austausch, Planung, schön. 2015 kann kommen.
11:15 Uhr: Bekommen ein Buchprojekt vorgestellt mit einem mir sehr vertrauten Thema. Idee gefällt, Autor sehr sympathisch, mal schauen ob was draus wird.
11:20 Uhr: Neben mir wird die Tapas-Verkostung vorbereitet: Datteln gefüllt mit Blauschimmelkäse und Sherry-Schalotten mit Rosinen. Handgemacht von der Autorin und im Nu verschnabuliert. Ach ja, Rezept Seite 28 und 82 (kein Zahlendreher, echt getz).
11:30 Uhr: Die geballte Kreativität vor unserem Stand probiert vegetarische Tapas (hoffe ich) und amüsiert sich (sehe ich): Eva von The Grooves (wer Sprachen lernen will, unbedingt mal reinhören), Anke und Wibke von den Herbergsmüttern und die wunderbare Illustratorin, die zusammen mit Anke die Idee zum Frankfurter Buchmesseumfragebogen hatte. Deutlich mehr Sex-Appeal als die Messeumfrage, die wir – wie jedes Jahr – liebe Umfrageleitung, ihr könnt das jetzt hier nachlesen –, erst NACH der Messe ausfüllen werden. Sonst ist der Spaß ja nicht repräsentativ und wer weiß, was bis Sonntag noch alles passiert, gell…
12:10 Uhr: Unser Genusshasi bekommt schon wieder Flausch – schön, dass du da warst Su!
12:20 Uhr: Das Interview mit Autorin Margit Kunzke wird vorbereitet. Ich sitz auf dem Interviewerstuhl und komm nicht dazu, meinen lieben Freund und Ex-Bandmitglied Major Drummer Tom zu umärmeln (der im normalen Leben tollste Buchcover macht). Trotzdem bekomme ich die neue CD seiner Band Extrig (Musik auf bayrisch). Danke!
12:40 Uhr: Interview rum, der dpa-Fotograf scharrt schon mit den Hufen für ein Bild der Autorin.
13:00 Uhr: Los geht’s mit Marmeladen aus Hamburg von der wunderbaren Jeannnette Jaster (hier hat sich das fehlende „n“ also versteckt). Präschdlengs-, Mirabellen- und Apfel-Zimt-Gsälz (wer nacheinmachen möchte: Seite 19, 30 und 48). Der Genusshasi setzt sich fast rein und ich mich auch.
14:30 Uhr: Noch ein schnelles Interview mit Jeannette. Ich erzähle besser nichts über meine nicht-existenten Vorstrafen, vergesse dann aber vor lauter Nervosität den Ton richtig einzustellen. Daumendrücken, dass die sympathischen Antworten zu hören sind. Sonst muss ich wohl oder übel mal nach Hamburg (darüber wäre aber auch nicht nur ich nicht traurig).
Wir erfahren, wie klein die Welt auch im Norden sein kann: Jeannette kocht Marmeladen auch mit einem Gewürz von Hädecke-Autorin Bettina Matthaei ein (1001 Gewürze, Bücher: Im 7. Curryhimmel & chutneys & relishes).
14:45 Uhr: Tische rücken, Schüsseln füllen, Becher aufstellen.
14:55 Uhr: In Schale werfen. Piratentuch und Ohrhänger liegen bereit.
15 Uhr: Langsam trudeln die Foodblogger zu unserem kleine Rum & Kokos-Treffen ein. Viele bekannte Gesichter und neugierige Mäulchen. Das ist super, es gibt nämliche jede Menge mit Kokos zu probieren in Schälchen aus Kokos: Kokoschips (gesüßt und ungesüßt), Kokos-Konfekt, Kokos-Stangen, Kokosstreifen, Kokoswasser natürlich und – freudiges Augenleuchten aller Orten – Kokosrum aus Guyana. Dass es so eine Vielfalt gab, verdanken wir Govinda, die uns bei diesem Event unterstützt haben. Daumen hoch & Danke! Und mit den Resten haben wir auch schon was vor (Stichwort #rumposten).
15:10 Uhr: Hoher Besuch hat sich angekündigt. Landesverbandsspitze plus Vertreter aus dem Wirtschaftsministerium. Und ich mit grünem Piratentuch, Rumflasche in der Hand und Glitzerohhring. Wenn Revolution, dann wenigstens mit Alkohol in der Hand.
15:15 Uhr: Die liebe Krimimimi hat es tatsächlich geschafft, zwischen all den kriminellen Terminen auf ein Kokoswässerle vorbeizukommen. Hühüpf :)
15:20 Uhr: Der baden-württembergische Besuch ist noch immer bei uns am Stand und bekommt wahlweise Weißwein aus Baden oder ein Probiererle Rum. Offenkundig fühlen sich alle zum Wohl!
15:30 Uhr: W. holt nochmal Rum für L. und ich bekomme langsam Sorge, dass dieser nachher noch irgendwas moderieren kann. Bekomme versichert, dass so etwas mit einer trainierten Berliner Leber gut funktioniert. Bin trotzdem gespannt.
15:40 Uhr: W. holt nochmal Rum und ich mache das Becherchen so voll, dass sie nicht nochmal laufen muss. Freue mich auf die Virenschleuderpreisverleihung.
16 Uhr: Die Foodbloggergruppe löst sich langsam auf und ich freue mich tierisch, dass so viele von euch da waren! Danke an alle, danke für’s #rumposten und wir werden uns für kommendes Jahr wieder was einfallen lassen.
16:15 Uhr: Meine Finger kleben wie bekloppt von dem leckeren Rum und ich bekomme ein feuchtes Tuch mit drei Ausrufezeichen. Teile mir das schwesterlich mit der Löwin des Kinderbuchs.
16:30 Uhr: Habe völlig vergessen, den Piratenohranhänger in Form eines schmucken glitzernden Totenkopfs auch wieder auszuziehen. Die Leute schauen schon.
16:40 Uhr: Auf zur Gourmet Gallery, um die Sebastian-Dickhaut-Show noch für ein paar Minuten mitzubekommen. Vorbei an ellenlangen Signierschlangen (Papier ist tot, gell) und Sascha Lobo (So, Papier ist tot) – ich bin kurz verwirrt und denke, ich bin auf der falschen Messe, vorbei an Ständen wo man Weinproben machen kann, verwirren mich zusätzlich, ich denke, ich bin auf drei Messen gleichzeitig. Vielleicht ist das auch die Frankfurt Digital Slow Fair und ich bin auf einer Messe, die es noch gar nicht gibt.
16:48 Uhr: Ankunft und bei Herrn Dickhaut ist schon richtig gute Stimmung. Gemüse fällt auf den Boden, Foodblogger amüsieren sich, während das restliche Publikum verwundert darüber ist, warum, die Zeit wird knapp und ein paar mutige Damen helfen Brote schmieren. Dass das die schönste Sache der Welt ist, wenn das ein Mensch für den anderen tut, erfährt das Publikum ebenso, wie die Tatsache, dass dies wohl die kürzeste Stunde im Leben des Sebastian D. wäre, obwohl er schon viele davon erlebt hätte. Und auch, dass das Haltbarkeitsdatum von Butter völlig unterschätzt ist. Zwar bekomme ich nur die letzte Viertelstunde mit, amüsiere mich aber köstlich, danke, lieber Sebastian Dickhaut.
17:00 Uhr: Wann geht denn die Wodka-Show los?
17:15 Uhr: Oh, sie geht tatsächliche erst um 17:30 Uhr los.
17:29 Uhr: Vorher noch beim Rum und jetzt schon auf der Wodka-Showbühne: Claudia und Claudia beginnen überpünktlich. Es gibt das Siegerrezept des Foodblogger-Wettbewerbs, der von Dinner um Acht gemeinsam mit der Frankfurter Buchmesse im Vorfeld veranstaltet wurde.
Mein Lieblingsfoodbloggerinnendialog dieser Messe: „Du, ich glaub wir sind im Boost-Modus…“ – „Es riecht auf alle Fälle so.“
Kollegin Sabine nimmt die Jellywodkaprobe noch mit und dann geht’s wieder runter zum nächsten Event (wer isst das Papier?).
17:59 Uhr: Auf zum Virenschleuderpreis ins Lesezelt. Die Erkältung braucht endlich das richtige Forum.
18:15 Uhr: Es geht los und Leander kämpft mit dem Folienbediendings. Es gibt Realleben-Twitter: eine Hand heben = 1 Fav; 2 Hände heben = 1 Retweet; Folgen = Aufstehen. Da ich schon stehe und in einer Hand ein Getränk halte, kann ich leider nicht so richtig mitmachen und brauche auch definitiv zu lange, um zu überlegen, ob ich da jetzt was fave oder nicht. Dieses analoge Zeug ist wohl nichts für mich (Ist Papier doch tot?).
18:22 Uhr: War das vielleicht doch ein Mühchen zuviel Rum? Verwerfe den Gedanken und lausche wieder.
achtzehnuhrneununddrölfzig: Die Gewinner stehen fest: Beste Marketing-Aktion geht an die Buchhandlung Lessing, davon war auch ich begeistert. Mit verhältnismäßig schmalem Budget eine tolle Aktion mit Reichweite und Anstiftung zur Nachahmung gemacht, Verneigung. Dollste Idee: #myrembrandt – das hat ordentlich Wellen geschlagen im Netz und plöppte bei mir ständig auf, Glückwunsch, dass die Auszeichnung im Kunstbetrieb landet. Hoffentlich auch ein Ansporn für viele Nachahmer. Ansteckendste Persönlichkeit: Zoë Beck – darüber muss man nur zwei Worte verlieren: Verdient & Gratulation! Sie ist Autorin, Verlegerin, Übersetzerin und Buchaktivistin in Personalunion und aus keiner Diskussion rund ums Online-Buch wegzudenken (was ist jetzt mit diesem Papier?).
Mein persönlichen Ansteck-Nadeln verleihe ich außerdem noch Wibke und Leander in Form eines Rum-Buttons: „Rumgeeeiert wird nicht.“ und „Das Darum zählt.“ – sucht es euch aus :) Und dem Silberburg Verlag in Personalvertretung von Heiko M. Fischer für das Stuttgart-Projekt. Lokalpatriotismus darf sein und „Dø mach mr net lang rum.“
19:12 Uhr: Auf nach draußen. Denn da ist es schön, weil es … regnet?!
19:39 Uhr: Den schönsten Regenschirm der Messe entdeckt bei Claudia und Dennis und … helft mir bitte auf die Sprünge, wer den Schirm überhaupt hält! Es ist nicht Marry Poppins!
19:48 Uhr: Es ist viel zu spät für das Buch Bistro. Macht das im kommenden Jahr bitte wieder, denn dieses Mal habe ich es leider nicht geschafft. Unser Viererblock macht sich auf zur Torhaus-S-Bahn.
19:55 Uhr: Müdigkeit macht sich breit, aber die Aussicht auf gutes Essen hält uns wach.
20:25 Uhr: Euphorische und völlig überdrehte Vorfreude auf das Napoli neben dem Hotel.
20:30 Uhr: Der Taxifahrer in Bad Homburg wünschte sich, wir wären ein Taxi weiter hinten eingestiegen.
20:32 Uhr: Taximonodialog des Tages, vielleicht sogar der Woche für Schwaben und solche, die es werden wollen: „Des war jetzt au mehr so a Komm–Du–mr–bloß-hoim-Ansage. Aber solang hinterher die Dättsch-mr-vielleicht-grad-Ansage immer noch funktioniert isch elles gut.“
20:45 Uhr: Si, schon wieder italienisch. Toller Service in der Trattoria, die früher wie eine Mischung aus Pizza-Service und Vereinsheim aussah, jetzt im Backsteincharme erstrahlt und bei der man alles bestellen kann – außer die Pizza mit alles. Unser Menüplan: Der berühmte Gemsalat, Linguine mit Mupfeln und bei den Herren war eher Pizza angesagt, über drei bis vier Stationen.
0:30 Uhr: Satt, glücklich. Bett. Moment, wieso hab ich eigentlich keinen Rum getrunken heute?
Jule ist Autorin dieses Artikels, sie arbeitet hauptsächlich als Designerin beim Hädecke-Verlag.
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