Gert v. Paczensky hat unseren Verlag viele Jahre begleitet, leider verstarb er Mitte August in Köln; heute wäre er 89 geworden. Verleger Jo Graff mit einem Nachruf auf einen der bedeutendsten politischen Journalisten und auch Restaurantkritiker unserer Zeit.
„Am 1. August verstarb in Köln Gert v. Paczensky kurz vor seinem 89. Geburtstag. Seine Verdienste als kritischer Politikjournalist und Mitbegründer der Fernsehsendung „Panorama“ wurden in den Feuilletons aus berufenem Mund gewürdigt. Wir verlieren mit ihm einen außergewöhnlichen Autor und Freund, der es in den 1980er Jahren riskierte, sein hochkarätiges Buch zum Thema Cognac einem kleinen, persönlich geführten Verlag anzuvertrauen. Er musste das zum Glück nie bereuen, denn „Cognac“ wurde ein großartiger Erfolg, gefolgt von „Champagner“.
Beide Titel erschienen als Lizenzausgaben in Frankreich, worauf wir heute noch stolz sind. Das war die geschäftliche Seite, doch die persönlichen Erinnerungen sind noch weitaus schöner: Das Verlegerehepaar Graff und das Autorenehepaar Dünnebier-Paczensky reisten gemeinsam zu den jeweiligen „Orten der Handlung“ – nach Cognac, als ihm die Ehrenbürgerschaft für seine Verdienste um das edle Getränke verliehen wurde und wir zu diesem Anlass die seltensten Destillate verkosten durften und kleine Produzenten besuchten, die dem berühmten Autor ihre schönsten Schätze präsentierten. Es gab Cognacproben mit Jean-Pierre Haeberlin von der Auberge de l’ll und es gab wunderbare Test-Essen in Restaurants, wo er sich mit unserer Hilfe anonym anmelden konnte und wir dann mit Genuss die Teller kreisen ließen, denn es war Pflicht für jeden Teilnehmer, etwas anderes zu bestellen, damit eine möglichst breite Palette von Gerichten gekostet werden konnten. „Pacz“ fütterte zwischendurch sein Diktiergerät mit Notizen und wir konnten das Ergebnis in einer der folgenden Ausgaben von „essen & trinken“ nachlesen.
Gründliche, hieb- und stichfeste Recherche war Gert v. Pazcenskys Stärke. Die daraus folgenden Veröffentlichungen gefielen nicht allen, die darin beschrieben wurden. Doch er war immer fair und würzte manche Kritik mit humorvollen Formulierungen, die ihr die Schärfe nahmen. Es war ein Genuss, seine kulinarischen Reiseberichte zu lesen. Wir werden ihn und sein Wissen, seine große Erfahrung und seine Loyalität als Autor vermissen.“
Jo. Graff / Hädecke Verlag