Heute serviere ich euch den zweiten Gang des Sieben-Gänge-Menüs zum ersten offiziellen Messetag. Mit Silber, Frühjahr 2014, Burger und kurzer elektrischer Nacht.
Mittwoch
Der Mittwoch morgen ist so etwas wie die Ruhe vor dem großen Sturm. Alle sortieren sich noch an ihren Ständen, mancher Neuling muss sich erst noch an das Parkprocedere gewöhnen (und ich sage euch, dieses Jahr waren die Parkwächter sowas von freundlich und entspannt, das war schon auffällig. Liebe Messe, was bekommen die inzwischen in der Früh’ zu essen und zu trinken? Behaltet das unbedingt bei!), die letzten Bücher werde nochmal umgestellt und los geht es um 9 Uhr.
Naturgemäß machen wir einige Termine aus für die Messe, zum Beispiel mit potentiellen Autoren, Fotografen, Lektoren oder freien Mitarbeitern aber auch mit ausländischen Verlagen oder Dienstleistern. Ich habe mir in diesem Jahr ganz bewusst etwas Luft gelassen, um für spontane Termine – die sich häufig ergeben – genug Zeit zu haben. Denn gerade aus zufälligen Begegnungen wachsen oft die tollsten Projekte (siehe das Foodblogs-Buch von Ariane). Oder damit ich Zeit habe, um andere Familienmitglieder bei Terminen zu begleiten. So wie am Mittwoch Vormittag meinen Vater zur Verleihung der Medaillen der Gastronomischen Akademie Deutschland, kurz GAD. Vielleicht habt ihr die Aufkleber schon mal auf unseren oder anderen Kochbüchern im Buchhandel gesehen. Die GAD verleiht in jedem Jahr für besonders gute Bücher in diesem Bereich Silber- und Goldmedaillen und sehr selten auch die Goldene Feder.
Gespannt darf man auch auf die kulinarischen Erlebnisse sein bei dieser Verleihung, doch das war mir aus Zeitgründen dieses Mal leider nicht vergönnt. Leider waren auch die ganzen Apfelproben schon „aufgeveschbert“, die man im Eingangsbereich platziert hatte. In diesem Jahr waren die Tische nicht nummeriert sondern trugen die klangvollen Namen genau jener Apfelsorten. Eine schöne Idee und auf jedem Platz war auch der zum Tisch passende Apfel vorhanden.
Neben ein wenig Hunger ist sicher auch gutes Sitzfleisch bei der Zeremonie von Vorteil. Jedes Buch erhält eine Begründung zur Verleihung der Medaille, die man außerdem auch im Programmheft nachlesen kann. Vielleicht lässt sich das ja in Zukunft verkürzen (so wie es zu Beginn aus Versehen passiert ist). Keinesfalls kürzen können hätte man die grandiose Ansprache von Kolumnist, Hobbykoch und Autor Peter Wagner (Betreiber von kochmonster.de und Mitglied im food editors club). „Endlich ein unterhaltsamer Beitrag“, schallte es in mir, „und dann auch noch mit Laptop auf die Bühne – yes!“. Seine Laudatio galt dem zurecht mit der „Goldenen Feder“ ausgezeichneten Werk „Aroma. Die Kunst des Würzens“ von Thomas A. Vieriech und Thomas A. Vilgis (und das A. steht nicht für Aroma, wie Wagner zumindest bei einem Autor verifizieren konnte). Glückwunsch an die Kollegen des Buchverlages der Stiftung Warentest!
Aber zurück zu unserem Verlagshighlight: Wir durften im Beisein des Fotografen Kurt-Michael Westermann die Silbermedaille für „Gut Brot will Weile haben“ entgegennehmen. Glückwunsch an Günther Weber vom Lorettohof und das gesamte Buchteam! Wer alle Preisträger nachlesen möchte kann das hier tun. In diesem Zusammenhang außerdem Glückwunsch an unsere Autorin Bettina Matthaei und die Verlagskollegen zur Goldmedaille für ihr geniales Buch „Gewürze“, das bei der Collection Rolf Heyne erschienen ist.
Mich zog es schon vor Ende der Feierlichkeiten wieder zurück auf die Messe, denn dort warteten bereits unsere Verlagsvertreter auf die Besprechung zum Frühjahrsprogramm 2014. Dieses Treffen haben wir seit einigen Jahren auf der Buchmesse, da dort sowieso alle versammelt sind und man am Mittwoch noch ein wenig Luft hat. Zusammen mit meiner Schwester werden die geplanten Titel für das kommende Frühjahr bei den Handelsvertretern präsentiert, die diese dann später auf ihrer Reise durch ihre Region (aufgeteilt nach Bundesländern) den Buchhändlern vorstellen. Bei diesem Termin können wir schon im ersten Schritt herausfinden, ob wir z.B. noch Titelformulierungen anpassen müssen, wir das ein oder andere Thema noch besser präsentieren können oder abfragen, was der Handel sich wünscht und vorstellt. Noch kann ich nichts konkretes verraten, die Bücher seht ihr ja dann in unserer kommende Frühjahrsvorschau. Es gibt auf jeden Fall einen neuen Titel von Dr. Markus Strauß, was Heißes aus den USA, was Süßes aus dem Norden und… ach ich hab schon wieder zuviel erzählt. Wartet es ab, tolle neue Bücher auf jeden Fall!
Um hinter das Geheimnis weiterer toller Kochbücher zu kommen, zog es mich am Nachmittag zur Gourmet Gallery und der dort stattfindenden Podiumsdiskussion mit dem Titel „Bringen Kochbuchverlage eigentlich jedes Jahr die gleichen Bücher raus – Innovation oder doch lieber auf Nummer sicher?“. Moderiert wurde die Runde aus den Bereichen Verlag, Blog, Buchhandlung und App von Autor Stevan Paul, der sichtlich in der Zwickmühle ob dieses harmonischen Miteinanders war. „Eine zahnlose Veranstaltung“ schreibt er dazu in seinem lesenswerten Blogbeitrag. Vielleicht wird es ja im kommenden Jahr spannender. Was nun innovativ ist, konnte man nicht heraushören sondern nur erahnen. Diese Frage stellte Herr Grün kocht via Twitter an mich zurecht:
@haedecke Was versteht man denn unter 'innovativem Kochbuch' ? Was ist das?:)
— HerrGruenkocht (@HerrGruenkocht) October 9, 2013
Ich hätte auf ein Ergebnis bei dieser gut besuchten Diskussionsrunde oder zumindest auf mehr Reibung gehofft. Ganz nebenbei fiel mir aber angenehm auf, dass einige unserer Bücher wieder perfekt auf den Tischen der Gourmet Gallery platziert waren – vielen Dank an die Verantwortlichen :)
Zu guter Letzt: Das Abendessen. Sabine und ich waren verabredet mit der einzigen Miss BookFair, immer noch amtierenden Miss Wortweide, Beauftragte für ungewöhnliche Töne bei der #plattensammlung, stARTcamp-Aktivistin, Herbergsmutter mit Sinn und Verstand sowie Retterin der verlorenen Sozial-Netz-Herzen Wibke Ladwig im Wiesenlust (hab ich was vergessen, Wibke? Bitte um Ergänzung im Kommentar). Neben dem die Kuh die lacht, das ich letztes Jahr besucht hatte, das zweite Bio-Burger-Restaurant der Stadt. Und wenn ich mich entscheiden müsste, könnte ich es nicht. Die beiden Restaurants sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Die Kuh die lacht ist etwas moderner, urbaniger, wenn man so will, das Wiesenlust hingegen deutlich kleiner (reservieren empfiehlt sich), ein wenig alternativ vielleicht (ich habe auf dieser Messe gelernt, dass das nichts Schlimmes ist), dafür aber auch persönlicher und man fühlt sich sofort wohl. Toller Service, aufmerksam und geduldig, eine Karte, die keinen Burgerwunsch offen lässt (auch für Vegetarier) dazu saisonale Angebote. Ich entschied mich für die Surf & Turf-Variante, also Rind und Garnelen auf dem Burger, dazu ein himmlisches Sößchen, Salat, Tomate, Gurke, geschmälzte Zwiebeln und Süßkartoffel-Frites mit hausgemachten Saucen. Ich war sehr satt – und sehr glücklich. Und unser Genusshasi auch, denn an diesem Abend lernte er endlich den Findelkraken aus Köln kennen. Deutlich größer und mit so vielen Armen… die beiden haben sich aber auf Anhieb super verstanden. Und was war das nochmal für ein fantastischer Burger, den Du hattest Wibke? Ich erinnere mich nur dunkel an Pilze, Ingwer und Pflaume…
Wäre mein Bauch nicht ganz so gut gefüllt gewesen, wäre ich auf dem kommenden Event, der digital night des AKEP sicher noch länger geblieben. Aber nach einer kurzen Umarm-Runde mit alten jungen Bekannten, gemeinsamen Anstoßen auf eine tolle Messe, machten sich Sabine und ich schon bald auf den Heimweg gen Bad Homburg ins Hotel. Wir hatten schließlich noch ein paar Tage vor uns, und der Donnerstag sollte schon großartig werden. Morgen mehr dazu!
Jule ist Autorin dieses Artikels, sie arbeitet hauptsächlich als Designerin beim Hädecke-Verlag.
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