Der erste Tag des Blogevents von „Arthus Tochter Kocht“ ging ja richtig toll los: knapp 30 Beiträge kamen schon zusammen und auch am zweiten Tag sind die teilnehmenden Blogger fleißig. Eine Übersicht findet ihr hier.
Tag 2 wird auf Mizzis Küchenblock südemarikanisch und wild: Brasilien und einige liebreizende Monster werde ich euch heute vorstellen. Zum ersten Genussbuch aus unserem Haus habe ich eine wirklich innige Beziehung, anders lässt es sich gar nicht formulieren. „Brasilianisch feiern“ kam 2007 auf den Markt und wurde von meiner Mutter geschrieben; ein paar Jahre nach unserem gemeinsamen Brasilienurlaub und heute noch mit lebhaften und lebendigen Erinnerungen auch kulinarischer Art – die unfassbar größte Pizza, die ich je gegessen habe, gab es in Sao Paolo –, an dieses faszinierende, wunderschöne Land. Einige der Bilder stammen auch aus just diesem Urlaub und so kann ich die Musiker von Seite 24 noch immer spielen hören, wenn ich das Buch an dieser Stelle aufschlage, weiß noch welche Ängste ich beim Überqueren einer der Brücken von Seite 79 ausgestanden habe und wie hübsch warm es auf dem Corcovado war, als das Bild auf Seite 66 geschossen wurde. Mit einem Satz: Ich schlage das Buch auf und genieße für ein paar Momente Urlaub, Sonne, Unbeschwertheit und, ja, natürlich, Caipirinha! Damit auch nicht ganz so ins Geschehen Eingebundene ähnlich genießen Können, liegt dem Buch außerdem eine CD mit wunderbar brasilianischer Musik des Worldmusic-Labels Putumayo bei. Die dreizehn Songs von Jorgen Ben über Chico César bis Beth Carvalho hör ich auch tatsächlich gerne beim Kochen – dabei muss es noch nicht mal zwingend brasilianisch sein.
Die Rezepte wurden von Chris Meier üppig südamerikanisch in Szene gesetzt, mit einigen Accessoires, die ansonsten in meinem Elternhaus untergebracht sind. Eines meiner Lieblingsrezepte ist natürlich die Moqueca de camarões, das ich euch unten auch zum Nachkochen bereitstelle, direkt gefolgt vom Geflügel Xinxin. Oftmals habe ich mich von dem Buch aber einfach inspirieren lassen und gar nicht stur nach Rezept gekocht (z.B. eine feijoada improvisada). Und gebratene (Koch-)Bananen gehen immer (wobei ich die Buttermenge von 20 g für 3 Bananen, wie ich gestehen muss, immer schamlos erhöhe und um etwa das doppelte abweiche vom Rezept).
Ich freue mich schon auf die kleine Schwester des Buches, die im Herbst erscheint, passend zum Schwerpunkt Brasilien auf der diesjährigen Buchmesse, die noch ein paar Snackideen für die brasilianische Party im Gepäck hat. Und ich wünsche dem Land und den liebenswerten, fröhlichen Menschen dort von Herzen, dass Brasilien bis dahin auch wieder ein wenig zur Ruhe kommt und die angekündigten Reformen tatsächlich greifen und das ändern, wofür die Menschen während des Confed Cup und noch danach auf die Straße gegangen sind.
Moqueca de camarões · Moqueca mit Shrimps oder Krabben
Das Rezept ist etwas aufwendig und benötigt Zeit – aber es lohnt sich! Für 4–6 Portionen
1 kg frische Shrimps bzw. Krabben mit Köpfen
1 Tasse Kokosmilch, frisch extrahiert, oder aus der Dose (ungesüßt)
Marinade:
Limettensaft von etwa 4 Limetten
je 1/2 Bund Petersilie und Koriander
Salz und schwarzer Pfeffer, frisch gemahlen
Saucengrundlage:
1/2 rote Paprikaschote, entkernt, gehackt
3 große Tomaten, halbiert, entkernt
je 1 Zwiebel und Knoblauchzehe, gehackt
1 Chilischote, Pimenta Malagueta, gehackt
Zum Anbraten:
3-4 EL Olivenöl (oder Kokosfett)
1 Lorbeerblatt
einige Stiele Petersilie und Koriander
ca. 1/4 l dicke Kokosmilch
1/8 l Dendê-Öl (Palmöl)
- Die Shrimps oder Krabben enthülsen, die Darmstränge entfernen und die Köpfe in Kokosmilch einlegen. Die Marinade (Tempero) im Mörser zubereiten und die Garnelenschwänze darin 2 Stunden marinieren.
- Die eingelegten Köpfe mit Paprika und Tomaten im Mixer zerkleinern. Zusammen mit Zwiebeln, Knoblauch und Chili im erhitzten Olivenöl anschmoren.
- Die marinierten Shrimps, das Lorbeerblatt und die Kräuterstiele zugeben und alles etwa 10–15 Minuten bei geringer Hitzezufuhr köcheln, bis es etwas eindickt.
- Dann Lorbeerblatt und Kräuterstiele entfernen, die dicke Kokosmilch zugießen und alles noch ca. 5 Minuten schmoren. Das Dendê-Öl unterziehen und das Gericht kochendheiß servieren. Dazu gibt es Reis, farofa, und evtl. in Öl angeröstete Maniokscheiben.
Rezept entnommen aus
Monika Graff
Brasilianisch feiern
Festa Brasileira
ISBN 978-3-7750-0441-1
1. Auflage, gebunden, 136 Seiten, inkl. Musik-CD „Brasileiro“ von Putumayo World Music, 120 Farbfotos
28,00 € (D), 36,00 Fr. (CH), 28,80 € (A)
Bücher, die wunderschön gemacht sind, sowohl von der Gestaltung als auch in Bezug auf die Materialien, gefallen mir als Designerin natürlich besonders gut. Aber bevor ich euch den gesamten Katalog von Hermann Schmidt Mainz oder dem gestalten-Verlag vorstelle – das mache ich vielleicht mal an anderer Stelle – habe ich mir als zweites Buch eines von einem besonderen Verlag mit, im besten Sinne, monströsen und zum darin schwelgen gemachten Illustrationen ausgesucht: Make Believe · Zozoville, erschienen bei Onkel & Onkel in Berlin. Ein Buch, dass ich immer wieder zur Hand nehem, um in diese wunderbare Welt der beiden Illustratoren Johan Potma & Mateo Dineen abzutauchen. Das Format eigent sich zum Abtauchen im Übrigen auch hervorragend, es fehlt dann nur noch die Decke über dem Kopf und eine überdimensionierte Taschenlampe. „Make Believe“ ist voll von Monstern, die auch durchaus in einem selbst lauern können, aberwitzigen Figuren, die einen amüsieren, schockieren können, träumerischen Knuddelgestalten, von denen man nur schwer den Blick lösen kann. Ein Genuss also für viele Sinne, ich muss nur aufpassen, nicht zu lange darin zu versinken, damit auch hin und wieder andere Bücher erscheinen können ;) Den Zozoville-Kalender, den es auch beim selben Verlag neben anderen tollen Büchern gibt, versuche ich schon möglichst gleich nach Ankündigung zu ergattern und sogar der von letztem Jahr hängt noch in meinem Büro. Das Buch dazu war ein absolutes „Muss-ich-haben“ für mein Bücherregal und möglicherweise erinnert sich die Standbesetzung von letztem Jahr noch an mein leicht abwesendes Grinsen, als ich das Buch zum ersten Mal in der Hand hatte. Ein Buch für Genießer der schönen, wahren, humorvollen illustrativen Kunst. Und wer in Berlin ist: Dort gibt es auch eine Galerie, also nüschd wie hin.
Unser kleiner Reinblätterer:
Jule ist Autorin dieses Artikels, sie arbeitet hauptsächlich als Designerin beim Hädecke-Verlag.